Die ads/SLH „kritisiert“ das Sozialistische Studium:

Mit beiden Fäusten voll ins Leere!


Einen fabelhaften Versuch, das Sozialistische Studium *1 zu kritisieren, unternahm die ads/SLH *2 in ihrem (wohl einzigen) Stawi-Info „contrapunkt“ im vergangenen Semester. Nun wird das Sozialistische Studium häufig angefeindet, was sich in einer Unzahl läppischer-Behauptungen und Unterstellungen zu dieser besonderen Form sozialistischer Hochschulpolitik äußert. Der ads-Versuch hat jedoch etwas Exemplarisches, zeigt er doch vorbildlich, wie es dem bürgerlichen Kopf mühelos gelingt, am gemeinten Gegenstand vorbei zu denken und – indem wieder nur das eigene Wähnen und Meinen emphatisch heruntergeleiert wird – sich flugs in die Brust des einzig Vernünftigen zu werfen, dabei diejenigen als Ideologen und wohl auch als Spinner klassifizierend, die dieser Vernünftigkeit ihren eigentlichen Charakter, nämlich nichts anderes, als der gesunde kapitalistische Menschenverstand zu sein, nachweisen.

Die Überschrift des ads-Artikels heißt: „Mit beiden Beinen fest im Himmel“ oder „Worauf bezieht sich das Sozialistische Studium.“ Damit ist zweierlei geschafft:
– man hat eine Retourkutsche gefahren, lautete doch einmal eine Überschrift zu einem MSZ-Artikel, der sich mit der ads auseinandersetzte, „Mit beiden Beinen fest auf den Wolken“
– und man hat gleich klar gemacht, womit sich das Sozialistische Studium beschäftigt: mit dem Himmel natürlich, also „marxistische Heilslehre“ ist’s, und das wiederum ist einem jeden Bürger ein durchaus geläufiger Topos.

Der Artikel beginnt nicht ungeschickt – mit einer beiläufigen Erwähnung der „scheinbaren Überzeugungskraft der vielen AK-Publikationen“: Student, der du doch weißt, daß diese Publikationen nicht recht haben können, und der du dennoch ihrer Überzeugungskraft verwirrt gegenüberstehst, atme auf: die ads wird die Schaumschlägerei als solche entlarven.

Nun aber zum ernsthaften Teil: Daß der Student eine gewisse Widersprüchlichkeit in seiner Wissenschaft empfindet, wird zugegeben, ebenso daß dies etwas mit dem Methodenpluralismus zu tun hat. Das methodische Vorgehen zum Nachweis der Falschheit des Sozialistischen Studiums ist folgendes: es wird an seinem eigenen Anspruch gepackt, den Methodenpluralismus zu überwinden (das ist noch durchaus richtig); sollte es aber dann gelingen, dem sozialistischen Studium nachzuweisen, daß es selbst notwendig wieder in den Methodenpluralismus zurückfällt, ins Konzert bürgerlicher Lehrmeinungen sich einordnet, wären zwei Fliegen geschlagen: das Sozialistische Studium ist als falsch nachgewiesen – und der Methodenpluralismus (dem die ads ja anhängt) glänzend bestätigt. Die Beweisführung erfolgt so (man muß sie lesen, wie sie dasteht):


Die ads/SLH hat das Wort

„Wie hat Marx »die Objektivität der Gesellschaft« und die »objektiven Zusammenhänge gesellschaftlicher Verhältnisse« feststellen können? Etwa mit Methoden der bürgerlichen Wissenschaft? Kaum auszudenken. Oder basiert die Richtigkeit seiner Theorie einfach darauf, daß er eben Marx hieß und nicht Maier oder Huber? Doch darauf will und kann die AK-Fraktion keine Antwort geben – wenigstens nicht in ihren Publikationen – außer daß sie gläubig und voller Hoffnung ist. „Letztlich ist man also auf den guten Willen angewiesen, aber den hat jeder und das hat mit Politik nichts zu tun.“ (MueSZ Nr. 10, Dez. 1972)

Somit erweist sich „Sozialistisches Studium“ wiederum nur als irgendeine Methode der bürgerlichen Wissenschaft, die wirklichen gesellschaftlichen Zusammenhänge zu erklären, nur daß die gängige Wissenschaft im Gegensatz zur „sozialistischen“ den Anspruch auf vollkommene Objektivität und damit allein seligmachend zu sein, erst gar nicht erhebt.

Ende der Beweisführung.


Die ads/SLH will nichts wissen

Man hat also den Glaubenscharakter aufgezeigt, das bornierte Verranntsein in eine scheinbare „Objektivität“ – und zwar anhand des MSZ Zitates.

Soll man nun mehr die Dreistigkeit oder die Dummheit dieses „Kritik"-Verfassers bewundern? Jeder, der nur ein bißchen in den „vielen AK-Publikationen“ gelesen hat, weiß sofort, daß dieses MSZ-Zitat eindeutig gegen alle Spielarten bürgerlicher und vulgärmarxistischer Politik gerichtet ist, ja, daß die Roten Zellen/AK „den guten Willen“ als Bestimmungsgrund für politisches Handeln gerade ausschließen, vielmehr ihre Politik auf Wissen aufbauen.

Wissen – und hier richtet sich die „Beweisführung“ nun gegen ihren Urheber – kennt die ads aber nicht, sondern sie geht ausschließlichvon ihrem Credo aus, „daß die gängige Wissenschaft ... den Anspruch auf vollkommene Objektivität … aufgegeben hat“. Der Vorwurf, das Sozialistische Studium baue auf Glauben auf, fällt also voll auf jene bürgerliche Heroen zurück. Die „Kritik“ des Sozialistischen Studiums bestand darin, daß man sich noch einmal selbstgewiß seiner Meinung vergewisserte. Wie wenig es damit auf sich haben kann, zeigt sich daran, daß Entgegengesetztes nur mit den eigenen Kategorien gemessen bzw. nur um den Preis der tatsächlichen Nichtbehandlung beiseite geschoben werden kann („Vorbeidenken“ nannten wir das weiter oben). Bezeichnend zudem, wie der Anspruch auf Richtigkeit oder Objektivität diffamierend mit „alleinseligmachend“ gleichgesetzt wird.


Die ads/slh „widerlegt“ den Marxismus

Der Leser kann nun selbst urteilen, was es mit folgender „Charakterisierung“ des „Dialektischen Materialismus“ auf sich hat, die sich eine Seite später findet:

„Dialektischer Materialismus“
Der dialektische Materialismus widerspricht der grundlegenden Forderung der sozial-liberalen Demokratie nach einer offenen, pluralistischen Demokratie. Da er Herrschaft nicht durch Mehrheitsentscheidungen legitimiert, sondern durch Erkenntnis der objektiven gesellschaftlichen Interessen, widerspricht er dem Demokratiebegriff des sozial-liberalen Konzeptes.“

„Sozial-liberale ,Demokratie“ bzw. „offene, pluralistische Demokratie“ muß es sein, darüber ist nicht zu diskutieren, und alles was dem entgegensteht, muß ganz einfach falsch sein: wer das nicht glaubt, ist eben unwissenschaftlich. (Übrigens umfaßt die „Kritik“ des Sozialistischen 'Studiums genau 43 Zeilen – warum sich auch mehr Mühe machen, wenn eh schon alles klar ist.).

Diese Kritik an der ads-„Kritik“ des Sozialistischen Studiums erschien im STAWI-AKTUELL der Rotzök/AK. In der gesamtuniversitär vertriebenen Ausgabe des ads „contrapunkt“ replizieren die Sozialliberalen auf diese Kritik. Diese Replik verdient hier nochmal abgedruckt zu werden:


Die ads/slh hat nochmal das Wort:

Im StaWi Aktuell Nr. 14 „entlarvte“ die Rotzök/AK die „exemplarisch“ bürgerliche , Grundhaltung der ADS. Anlaß des Artikels war eine kritische Studie der ADS zum Sozialistischen Studium. Die AK ging folgendermaßen vor: zuerst wurde die bornierte Bürgerlichkeit der ADS aufgezeigt.

Ein aus dem Zusammenhang gerissener Auszug „verdeutlichte“ dann, was die AK unter „exemplarisch bürgerlich“ versteht, nämlich Nichtwissen. Entlarvend für den Verfasser heißt es, daß die Roten Zellen/AK „auf Wissen ihrer Politik aufbauen“. Wissen – und hier richtet sich die Beweisführung nun, gegen ihren Urheber – kennt die ADS aber nicht.

Soweit gekommen – also hilflos an unserer Kritik vorbeigeredet – schwingt sich die ads noch zu einer gequälten Paraphrase eines Satzes aus unserer Kritik auf:


Schlußwort der ads/slh:

„Der AK-Versuch hat jedoch etwas exemplarisches, zeigt er doch vorbildlich, wie es dem rotzellistischen Kopf mühelos gelingt, am gemeinten Gegenstand vorbeizudenken und – indem wieder nur das eigene Wähnen und Meinen emphatisch heruntergeleiert wird: sich flugs in die Brust des einzig Vernünftigen zu werfen.“


Fazit:

„Wissen – und hier richtet sich die Beweisführung nun gegen ihren Urheber – kennt die ads nicht.“

An alle Landwirte, die nur an ihren Humus denken … an alle Medizinmänner, deren politischer Verstand bereits in Formalin ertränkt ist … Alle rennen zur Wahl … und wählen ads/SLH (Aus der Wahlzeitung des ads zum XX. Konvent)

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*1 Mit „Sozialistischem Studium“ wurde die Praxis der Roten Zellen / AK / MG bezeichnet, in Lehrveranstaltungen den Inhalt des Gebotenen zu prüfen und Diskussionen darüber anzuzeteln, ob da eigentlich überhaupt Wissen vermittelt und Wissenschaft getrieben wird.

*2 „Aktionsgemeinschaft der Demokraten und Sozialisten / Sozialliberaler Hochschulbund“ – eine kurzlebige und unbedeutende Gruppierung, die alles bei sich vereinte, was dumm und dreist war und sich „sozialistisch“ nannte.

 

aus: MüSZ 9 – 1973

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