„Kommunismus“ mit Tarnkappe

Wer ist die „Demokratische Front”?


Ei, Ei, ei was kämpft denn da, mag sich mancher Kommilitone. gefragt haben, als er im Wahlkampf erstmals auf ein Phänomen namens „Demokratische“ Front“ stieß. Der aufmerksame Beobachter hätte aus zwei Indizien seine Schlußfolgerungen ziehen können:

Ende Oktober tauchten an mehreren Instituten Plakate auf, die zum „Gründungsfest“ der Demokratischen Front (DF) einluden, mit der verheißungsvollen Versprechung, es gebe Bier, Tanz und „demokratische Lieder“
Anfang November war plötzlich eine Gruppe wie vom Erdboden verschluckt, die sonst das ganze Jahr hindurch nimmermüde vor der „faschistischen Offensive der Monopolbourgeoisie“ warnt, ein „Kommunistischer Hochschulbund (KHB)“, der verschämt hinter seinem Namenskürzel ein „Marxisten-Leninisten“ in Klammern anfügt.
Das Verschwinden des KHB (ML) einerseits, das Auftauchen der DF andererseits – hiermit sei das Geheimnis verraten – steht in dem Zusammenhang, daß die DF das Wahlkampfkleid des KHB (ML) ist

Was diese Kostümklamotte zur Groteske macht, die zudem noch miserabel inszeniert wird, ist der Umstand, daß die gleichen, die tagaus, tagein langweilige Gazetten mit lebensphilosophischen Titeln („Am Puls", „Aufbruch“ u. a.) verteilen, worin alles um die abgeschmackte Stereotype kreist, die Kommunisten seien die entschiedensten Demokraten und die Verteidigung der FDGO sei beim KHB (ML) in besseren Händen als bei den roten Roben zu Karlsruhe, sich plötzlich zum Wahlkampf als schlichte Demokraten maskieren, in ihren Parolen denen von RCDS und ads/slh bis auf den Buchstaben kopiegetreu. So lesen wir in den Wahlbegründungen der DF-Kandidaten des öfteren den Appell, über alle ideologischen Differenzen hinweg „müßten nun die Demokraten zusammenstehen“, und im letzten Jahr klagten Kommilitonen, die noch bis Ende November für den KHB (ML) öffentlich auftraten, beim Verwaltungsgericht gegen den AStA,weil in der Kandidatenliste die DF in einen Zusammenhang mit dem KHB (ML) gebracht worden war. Jedoch trotz des Erfolges dieser Klage verfing die Masche mit der DF nicht: der KHB (ML), in München wohl die mit Abstand mieseste sich kommunistisch nennende Sekte darstellend, – seit einem halben Jahr z. B. fordert er die „Wiedervereinigung des deutschen Vaterlandes“ und bringt so Schwarzrotgold zu einer schauerlichen Symbiose mit Hammer und Sichel – inszeniert auf der anderen Seite eine so gespenstische Demokratieshow, daß die potentiellen Wähler, die er damit in seinen Bann ziehen könnte, doch lieber gleich RCDS wählen, da wissen sie wenigstens genau, was sie haben.

 

aus: MüSZ 9 – 1973

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