StuPa-Wahlen in Marburg:

Ein letztes Gefecht des MSB


Kaum vom Fußmarsch nach Wiesbaden zurückgekehrt, von dem die Jungs von der gewerkschaftlichen Orientierung der zuhause gebliebenen Basis freudige Botschaft zu übermitteln wußten – mehrere Hausfrauen sprachen sich entschieden gegen undemokratische Lehrinhalte aus –, ruft der MSB Spartakus, Arm in Arm mit seinem ständigen Begleiter SHB, die geneigte Studentenschaft erneut auf die Walstatt, um im Lager der Herrschenden, das schon „bröckelt“, weitere „Risse“ aufzutun. Die Studentenparlamentswahlen sind nämlich noch so eine Gelegenheit, folgt man dem (noch) amtierenden AStA, der Kette der Siege ein weiteres Glied hinzuzufügen, wenn die Richtigen gewählt werden. Gestützt auf die Resultate des „Ersten nationalen Studentenstreiks“ erbittet der MSB ein Votum für sich. Und diese Ergebnisse können sich in Hessen ohne Zweifel sehen lassen: das HHG ist in Kraft getreten und der neue AStA wird bereits den Bestimmungen dieses Gesetzes unterliegen. Worum es jetzt noch gehen soll, ist laut MSB die Verhinderung der Durch- und Umsetzung des Gesetzes. Dafür ist die durch die Verabschiedung im Landtag geschaffene Verbesserung des Kräfteverhältnisses eine wertvolle Grundlage, denn „die sozial-liberale Koalition geriet dadurch in einen Gegensatz zu ihren Wählern“, was sich bei den Landtagswahlen sicherlich darin niederschlagen wird, daß SPD und FDP Stimmen an Dregger verlieren werden.

Man sieht, in Marburg an der Lahn wäre die Welt in Ordnung: der Staat macht sein Hochschulgesetz, der MSB fordert die Novellierung und die Studenten stehen hinter dem AStA, während sie sich bemühen, sich auf die veränderten Studienbedingungen einzustellen. Leider ist die Welt aber gar nicht mehr in Ordnung, weil sich die MG auf der Liste BRECHT DAS HHG an den StuPa-Wahlen beteiligt.

Schon im Vorfeld der Wahlschlacht hat der MSB diesen Einbruch kommunistischer Hochschulpolitik in seine demokratische Studentenbewegung als die Gefahr erkannt, die seinen nun schon Jahre sich hinziehenden Abgang zum Abschluß bringen könnte. In seiner Politik jedoch identisch mit den verfaßten Organen – ein Spartakist kommt sich nackt vor, wenn er nicht „im Namen der Studentenschaft“ sprechen kann – provoziert die Gefahr, aus dem AStA rauszufliegen, die GOs zum letzten Gefecht, bei dem noch einmal alle Bündnispartner aufgeboten werden. Bereits eingestiegen sind Kühnl und Deppe, weitere Hochschullehrer kauern in den Startlöchern. Hoch gewettet wird auch ein Anti-MG-pro-GO-Aufruf der GEW und etlicher Betriebsräte. Zu erwarten steht ferner, daß MSB/SHB und Juso-HSG manches Trennende im Verlauf des Wahlkampfs beiseitestellen werden – hinterher sowieso – um nach dem auf diversen VVs bewährten Motto „Der Feind steht links!“ die MG zu stoppen.

Ab 26. Juni steht also ein bunter Wahlkampf zu erwarten, zumal 10 Listen für Buntheit sorgen. Den Marburger Studenten müßte aber klar sein – und dafür sprechen die Erfahrungen mit den Jusos und den Basisgruppen nach den letzten Wahlen –, so sie zu der relevanten Minderheit gehören, die überhaupt wählen geht, daß es nur einen Weg gibt, den MSB auch aus dem AStA loszuwerden!

GOs, Jusos und Spontis haben die Interessen der Studenten nur verschieden interpretiert, es kömmt jedoch darauf an, sie zu verändern! In diesem Sinne bekennt sich das MSZ-Kollektiv als Bündnispartner der MG Marburg und ruft auf

Wählt die Liste 4 „BRECHT DAS HHG!“

Über Marburg, die Marburger Schule und ihren geistigen Vater vgl. MSZ Nr. 12/1976 „Die bedrohte Idylle“, und MSZ Nr. 23/1978Abendroth packt aus: Ein Leben von, in, wegen, trotz, für die Arbeiterbewegung“.

 

aus: MSZ 24 – Juli 1978

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