„Unsere Zeit – die Zeitung der arbeitenden Menschen – Zeitung der DKP“

Ein mieses Blatt in mieser Zeit


Wer seine Zeitung „Unsere Zeit“ nennt, demonstriert damit schon sein Einverständnis mit dem Lauf der Welt und fällt mit dem besitzergreifenden „Unser“ das selbstzufriedene Urteil über sich, auf der Seite der Zeit zu stehen. Die UZ selbst ist ein Zeichen der Zeit, welches – auf Pressefesten gefeiert  – beweist, daß man es geschafft hat, gegen die Macht der Herrschenden vorzugehen. Die „arbeitenden Menschen“ haben ein Verbandsorgan, in dem sie sich allerdings die Beschimpfung Mensch gefallen lassen müssen und unter die Freunde des „Fortschritts“, der „Jugend“ etc. eingereiht werden (Unser Kanari – Die Zeitung für den Vogelfreund). Das moralische Urteil über den Adressaten der Zeitung kündigt auch den Gegner an, den man verfolgt: die dicken Bosse, die nur beim Profite scheffeln schwitzen und Schmarotzer einer Gesellschaft sind, an der selbst man nichts auszusetzen hat. Wie die UZ mit den herrschenden Verhältnissen zurechtkommt und die DKP dem „Großkapital“ ihr „kontra“ entgegenschmettert, zeigt ein Blick in eine ihrer Ausgaben wie die vom 25.2.1976 und die Wochenendausgabe vom 27.2.1976.


Gegen die Meinung des Großkapitals die Meinung der DKP

„Die UZ ist die einzige Tageszeitung, die in allen Fragen den Standpunkt der Arbeiterklasse vertritt.“ (24.8.1973, UZ über UZ)

Die UZ ist eine Tageszeitung, die das „Meinungsmonopol“ des „herrschenden Großkapitals“ durchbrechen will, weswegen sie von der politischen Wochenzeitung 1973 zur Tageszeitung übergegangen ist.

„Auch die beste Wochenzeitung unserer Partei kann nur einmal in der Woche versuchen, unsere Information, unsere Meinung, unsere Weltanschauung, unseren Aufruf zum Handeln in die Köpfe der Menschen zu tragen und dort das zu verdrängen (!), was die imperialistische Meinungsmanipulation in sieben Tagen eingepflanzt hat.“ (Der Chefredakteur auf einem Parteitag)

Sie präsentiert sich, wie andere bürgerliche Tageszeitungen auch, in ihrem politischen Teil unter den Rubriken „Information und Meinung“ und gibt durch diese Trennung zu erkennen, daß sie, wie die anderen Tageszeitungen, neben den Fakten auch noch einen eigenen Standpunkt vertritt. Keine der traditionellen Tageszeitungen würde aber auf die Idee kommen, auf der ersten Seite an zentraler Stelle über die „erfolgreiche Bilanz“, die Leonid Breschnew anläßlich des 25. Parteitages der KPdSU zog, zu „informieren“ und diese zur Verabschiedung des neuen Friedensprogramms zu beglückwünschen. Daß es sich um eine bedeutende Veranstaltung handeln muß, die den Fortschritt der Menschheit auch für die Zukunft verbürgt, daran lassen die Korrespondenten aus Moskau keinen Zweifel aufkommen – man nehme bloß zur Kenntnis, was für Prominenz auf dem Parteitag anwesend war! Und wem die Aufzählung der Gäste noch nicht Indiz genug ist, der muß spätestens bei der Bekanntgabe der Sitzordnung in den Jubel von Berichterstatter G. Polikeit (der Chefredakteur persönlich in Moskau!) einstimmen: Da (endlich) taucht auch Herbert Mies, der Vorsitzende der DKP, auf und „hat seinen Platz zwischen dem DDR-Staatsvorsitzenden Willi Stoph und dem polnischen Ministerratsvorsitzenden P. Jaroszewicz.“ Und L. Breschnew – allen Unkenrufen zum Trotz – ist bei voller Gesundheit („mit kraftvoller Stimme“). Gegen den bestehenden Antikommunismus, der in der SU nur interessiert die Mißerfolge der Planwirtschaft verfolgt, feiert die UZ die Leistungsbilanz der KPdSU und ihres Generalsekretärs. In der Auswahl dessen, was sie für mitteilenswert hält, tut sie so, als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt für einen arbeitenden Menschen, auf der Seite der SU zu stehen; ihm fehlt nur das Organ, das sagt, was er immer schon denkt.

Die Selbstverständlichkeit, mit der die UZ den Menschen andersgeartete Information über die Welt zukommen läßt – als sei die Agitation ihrer Adressaten für ihre Ziele nicht nötig – widerlegt sie selbst mit der Penetranz, mit der sie die östlichen Nachbarländer als Vorbild anpreist und auf deren Erfolge hinweist: Länder, die für die UZ der Inbegriff von Fortschritt, Friedensliebe und Demokratie sind. Die Comecon-Länder als realistisches Ideal für die Verhältnisse hierzulande propagierend, beklagen sie das mangelnde Funktionieren der Wirtschaft in der BRD, das Fehlen wirklicher Friedensliebe und begrüßen somit jede Öffnung nach Osten als Abbau bestehender Gegensätze („Ostverträge sichern Arbeitsplätze“). Da die Fakten trotz aller parteilicher Aufbereitung nicht für sich selbst sprechen, bietet die DKP dem Leser den eigenen Standpunkt noch gesondert in der schwächlichen Form der Meinung an; so werden die Warschauer Pakt-Staaten – Thema Wiener Abrüstungsverhandlungen – in einem „Kommentar“ auf der zweiten Seite ob ihrer Entspannungsliebe und Konstruktivität gepriesen und die Destruktivität der NATO als Hindernis in der Entwicklung des Weltfriedens angeprangert. Die Differenz zu analogen Kommentaren in der bürgerlichen Presse besteht darin, daß es dort genau umgekehrt steht – das Schema ist dasselbe: ein moralisches Urteil, bei dem es lediglich auf den Standort ankommt. Die Ereignisse dienen (beiden Seiten) als Vehikel, ihn stets von neuem zu „beweisen“. Wenn der UZ-Kommentar den „Geist von Helsinki“ beschwört (von dem die bürgerliche Presse eh der Ansicht ist, daß er nur im Ostblock in Form von Freizügigkeit, Meinungsfreiheit und Ausreiseerlaubnis zu verwirklichen sei) und die NATO-Staaten des Vertragsbruches bezichtigt, um anschließend vom hiesigen Staat „eine Wende in der Außen- und Militärpolitik“ zu fordern, so bringt er sein Interesse zum Ausdruck, die Zusammengehörigkeit des „Geistes von Helsinki“ mit der rauhen Wirklichkeit zwischenstaatlicher Beziehungen zu leugnen und jenen Staat, dessen Militarismus er kritisiert – für den es ja wohl eine Grundlage geben muß – auf seine „fortschrittlichen Forderungen“ zu verpflichten. Daß die DKP „stets eingetreten“ ist für eine Wende in der BRD-Politik, ehrt sie – zumindest im Bewußtsein der Schreiberlinge – und soll zum Nachahmen animieren: „kann (!) Aufgabe für alle Kräfte in unserem Land sein, die die Entspannung fortführen, den Frieden sichern ... wollen.“ So kompensiert sie die Lügen vom Nutzen der Ostpolitik für die Arbeiter mit dem Lob der eigenen Prinzipientreue.


The Good – the Bad and the UZ

Nach solch außenpolitischen Ausschweifungen, denen die Liebe zur SU und DDR noch etwas gilt, bleibt nur die verwunderte Frage offen, wie denn ein Land nicht für den Fortschritt und die Zukunft Partei ergreifen kann. Es müssen „Kräfte“ am Werk sein, die den arbeitenden Menschen die Zeit vorenthalten und die entlarvt gehören! Den Leuten müssen die Augen geöffnet werden, damit sie sehen, wie schlecht es um unseren Staat bestellt ist. Die UZ enthüllt ihnen die undemokratischen Machenschaften der „Monopole“ in Gesellschaft und Betrieb, so daß den demokratischen Leser die helle Empörung überkommt und er gar nicht mehr anders kann, als für die DKP zu sein. Um fünf Tage in der Woche die moralische Entrüstung zu schüren, muß man skandalöse Vorfälle aufdecken. „Abhörskandal bei Grundig aufgedeckt“. Der Werkschutz hat eine Abhöranlage zur Bespitzelung des Betriebsrats installieren lassen. Siemens hat es getan. Da es die DKP-Betriebszeitung schon entdeckt hat, kann sie die Tatsache für sich sprechen lassen, da man so etwas ja nicht tut, und die mangelnde Zusammenarbeit von Betriebsrat und Unternehmen bejammern, nicht ohne dem Vorfall eine revolutionäre Wendung zu geben. Sie sieht in der Geschichte einen „erneuten Beweis dafür, was die Werksleitung unter »vertrauensvoller Zusammenarbeit« im Sinne des Betriebsverfassungsgesetzes versteht“, und kündigt an:

„Wir werden dafür sorgen, daß sich die Herren der Werkleitung an dieser Abhöranlage gehörig die Finger verbrennen (Starkstrom ans Mikrofon!) und alle nötigen Schritte unternehmen, um ihnen die Lust zu solchen Gestapomethoden für alle Zeiten zu nehmen.“

Eine nicht minder überraschende Wendung nimmt die Erklärung, die anläßlich drohender Entlassungen wegen einer Betriebsstillegung gegeben wird. „Bei einer solchen Entscheidung der Konzernspitze würden 125 Arbeitsplätze vernichtet.“ Und da die Konzernspitze sich „entschieden“ hat, kann sie zur Rede gestellt werden und alles auch ganz anders entschieden werden. Der Erklärung folgt die Forderung auf dem Fuß: „Im Namen der Belegschaft hat der Betriebsrat des Werkes die volle Erhaltung der Arbeitsplätze gefordert.“ Wie geht das? „Die IG Metall in Braunschweig erklärte, daß das Verhalten der Konzernleitung ein erneuter Beweis dafür sei, wie wenig Mitbestimmungsrechte die Belegschaft (die sich mit den Entlassungen auch wesentlich leichter tut, wenn sie sie einsieht und selbst beschlossen hat) bei den jetzt gültigen Bestimmungen des Betriebsverfassungsgesetzes hat.“ Mit beständig neu aufgespürten „erneuten Beweisen“ belegt die UZ, daß es nicht zum Besten steht, man aber etwas machen kann, weil schon jemand etwas macht.


Die vielen alltäglichen Klassenkämpfe

Nicht nur die DKP sorgt dafür daß den Bossen das Handwerk gelegt wird. Der UZ-Leser weiß, weil es Spalte für Spalte geschrieben steht, daß Arbeiter und Angestellte im ganzen Land für ihre Rechte gegen das Unrecht der Kapitalisten kämpfen, allen voran die Gewerkschaften. Mit ihrer Sammeltätigkeit, die minutiös registriert, wo ein Arbeiter motzt, ein Betriebsrat seinen Kommentar abgegeben hat, verbreitet die UZ Optimismus. Schon ihre Überschriften sind Siegesmeldungen.

„Auch (!) in Braunschweig: Kampf gegen F & G-Stillegung“

„Protest vor dem Werktor“ – oder „Die Metaller lassen sich nicht verhöhnen“
(meint: Die Metaller machen nicht mit bei der ihnen zugedachten Rolle, die „Führerschaft im Reallohnabbau zu übernehmen.“ Haben sie nicht?)

Mit der Verherrlichung der miesen Notwendigkeit der Arbeiter, für mehr Lohn, für bessere Arbeitsbedingungen, gegen Kapitalistenwillkür etc. kämpfen zu müssen, propagiert sie ihre Zufriedenheit, daß man etwas ausrichten kann. Die Stilisierung der alltäglichen Kämpfe, des „unvermeidlichen Kleinkriegs, der aus den nie enden wollenden Gewalttaten des Kapitals oder aus den Marktschwankungen unaufhörlich hervorgeht“ (MEW, 16, p. 152), zeigt, zu welchen Mitteln man greifen muß, wenn man statt zu agitieren den Lesern Mut machen muß. Daß es überall Kämpfe dieser Art gibt, wissen sie ja nun, und daß sie auf die Solidarität der DKP bauen können, können sie nachlesen. Sie müssen nur etwas mehr Selbstbewußtsein an den Tag legen und sich daran erinnern, daß sie als „arbeitende Menschen“ dem Fortschritt doch keine Steine in den Weg legen wollen.

Die dauernde Beschwörung des Erfolgs der vielen kleinen Aktionen, die im Lande passieren, ob sie nun erfolgreich waren oder nicht, auf jeden Fall haben sie bewiesen, daß es Leute gibt, die sich rühren und mit denen man sich solidarisieren kann, zeigt nur, wie sehr die UZ die Arbeiter in ihrem beschissenen Dasein braucht, um sie feiern zu können. Sie ist so sehr vom spontanen Bewußtsein begeistert, daß sie alles daran setzt, zu verhindern, Zweifel an dessen Richtigkeit aufkommen zu lassen.


Die Dokumentation einer falschen Einheit

„Er (der Volkskorrespondent) macht damit die UZ attraktiv und nützt sich und seinen Kollegen damit. In jedem Fall ist er ein Betroffener.“ (UZ über UZ)

Der Kommentar „Zum Tage“ auf der 1. Seite hat also durchaus Methode. Der Leser kann sich zurücklehnen, getreu seinem Standpunkt ist wieder einmal die Schlechtigkeit der Welt an ihm vorbeidefiliert. Abgesehen davon, daß sich auch hier wieder einmal bestätigt, daß die Monopole die Preise ständig erhöhen (worauf der Bürger auch ohne die DKP sauer ist), will die UZ ein Prinzip dahinter entdeckt haben. das so saublöd ist. daß man die UZ dafür braucht jedoch die damit beweist, daß sie durchblickt. Sie weiß nicht nur, wo es langgeht, sondern setzt sich auch für die Betroffenen ein, die sie für ihren gesunden Verstand bewundert. Um auch die letzten Zweifel an der Einheit von UZ und Lesern zu beseitigen, läßt man das „Wir“ in Gestalt von Volks- und Betriebskorrespondenten auftreten, die wiederum nur zur Zierde der UZ dienen. Allerdings kann nicht jeder Volkskorrespondent werden: der Kandidat muß als lauterer Charakter bekannt sein, von höherer Seite empfohlen, so daß auf diese Weise in der Vielfalt der Standpunkt der Zeitung gewahrt bleibt. Die Verkleidung hat den Zweck, sich dem Arbeiterstandpunkt, so wie die DKP ihn vorfindet, anzudienen und nicht den Schein einer Differenz aufkommen zu lassen, was eben nicht heißt, daß vor lauter Einheit jeder beliebige Standpunkt eingenommen werden kann. Die Kritik der UZ an den Arbeitern besteht darin, daß sie eigentlich schon ganz in Ordnung sind, aber noch nicht die UZ lesen, geschweige denn in der DKP sind, was angesichts der Vorzüge dieser Partei verwundern muß.

Zum Tage

Methode

Erst erhöhen die Mineralölkonzerne die Benzinpreise im Januar zum elfundneunzigsten Male, und zwar um weitere zwei Pfennig je Liter, dann gehen einige Tankstellen um einen Pfennig je Liter herunter und schon wird das als eine große Preissenkung hingestellt.

Die glauben wohl, wir wären alle doof und sie könnten uns gegenüber mit der Wahrheit umgehen, wie es ihnen paßt.

Wir gehen nicht auf diesen Leim: Denn auch dieser Weg führt bei vielfachen Wiederholungen zum Benzinpreis von einer Mark pro Liter – man muß nur ausreichend hoch erhöhen und dann um Winziges heruntergehen 

w.fl.


Selbstdarstellung

Ob die Sitzordnung auf dem Parteitag der führenden Partei des Weltkommunismus, ob die (initiative) Teilnahme an Entlarvung und gewerkschaftlichem Handeln, bei alledem kann sich der Leser vergewissern: die DKP ist auf der Höhe der Zeit, Dem vorurteilsbefangenen Kollegen wird klargemacht, daß es in der Partei auf moderne Weise menschlich zugeht, womit widerlegt wäre, daß es sich bei der DKP um eine Partei verstaubter Klassenkampfparolen und des sozialistischen Einheitsbreis handelt.

So drängt sich auf der Seite „Reportagen und Berichte“ – neben einem Reisebericht von der kleinen Insel Sentosa vor Singapur (welcher Kumpel träumt nicht von einem exotischen Urlaub, wo es Korallen, Haie und kaffeebraune Tänzerinnen gibt?) und unter einem der beliebten Was-wäre-wenn-nicht-Artikel (wenn keine Wirtschaftskriminalität, dann 30 Prozent Steuersenkung möglich) – eine Reportage über die Attraktivität eines Lebens in der Organisation zur Lektüre auf:

„Zwei von vielen, sie fahren zum Bonner Parteitag.“ Der eine von ihnen ist Norbert, einer der jüngsten, der andere Paul, einer der ältesten Delegierten. Ja, auch die Jugend darf in der DKP schon Politik machen (welche Partei bietet das sonst schon?) – Norbert war erst 17! – und auch die Älteren sind noch sehr gefragt, was „Erfahrung“, „Rat“ und „Tat“ betrifft. In der DKP kann man vorwärts kommen („Norbert ist trotz seiner Jugend ein erfolgreicher (!) Kommunist“), da sage noch einer, als Kommunist könne man nichts werden. Und rein menschlich? Kommunisten sind nicht nur auch Menschen, sondern besonders tapfere (Norbert, Betriebsrat: „Einige haben mich sicher auch gewählt, weil sie gemerkt haben, daß Kommunisten keine Feiglinge sind.“), von Natur aus gerecht (Paul: „Ich war immer renitent, ich konnte die Ungerechtigkeit nie ab.“). (Weitere positive Eigenschaften in anderen Ausgaben!)

Die spießige Selbstdarstellung die sich selbst in Gestalt ihrer Parteimitglieder auf die Schultern klopft, beweist dem Leser, daß es für ihn keinen Grund geben kann, sich nicht zur Parteifamilie zu rechnen, ist sie doch die Sammlung all der positiven Charaktereigenschaften, die im Leben draußen einen moralischen Menschen ausmachen. Aufrechte Menschen, denen das Gute ans Herz gewachsen ist und die damit demonstrieren, wie sie sich um die Schlechtigkeit der Welt nur kümmern ...

Daß UZler Menschen wie du und ich sind, zeigt sich vor allem da, wo die Zeitung ihnen Platz eingeräumt hat, ihrem Bedürfnis nach Mitteilung nachzukommen, und das Vereinsleben sich zu vollster Blüte entfaltet. In Heirats-, Geburts- und sonstigen Anzeigen offenbart sich die Weitherzigkeit der DKP-Familie, indem den Parteitagsreportagen eine intime Wendung gegeben wird: zwischen „Betroffenen“ gibt es keine Differenzen, jung und alt, Männlein und Weiblein gehören zusammen, die Hauptsache ist, „weiterhin dabei zu sein“, zumindest, dies „gute Gefühl“ zu haben. Wie unprovinziell es in der eingeschworenen Gemeinde zugeht, erkennt man an den zwanglos unter die Kleinanzeigen gestreuten Reklamen für Konsumgüter aus der kommunistischen Völkerfamilie (Bürsten aus der DDR: formschön und farbenfroh). Auch die Leipziger Messe, wo sich bekanntlich die Kapitalisten darum streiten, ob sie einen Platz im Keller oder in günstigerer Position erhalten, lädt zu einem Besuch ein.


Daß UZler Menschen wie du und ich sind, zeigt sich vor allem da, wo die Zeitung ihnen Platz eingeräumt hat, ihrem Bedürfnis nach Mitteilung nachzukommen, und das Vereinsleben sich zu vollster Blüte entfaltet. In Heirats-, Geburts- und sonstigen Anzeigen offenbart sich die Weitherzigkeit der DKP-Familie, indem den Parteitagsreportagen eine intime Wendung gegeben wird: zwischen „Betroffenen“ gibt es keine Differenzen, jung und alt, Männlein und Weiblein gehören zusammen, die Hauptsache ist, „weiterhin dabei zu sein“, zumindest, dies „gute Gefühl“ zu haben. Wie unprovinziell es in der eingeschworenen Gemeinde zugeht, erkennt man an den zwanglos unter die Kleinanzeigen gestreuten Reklamen für Konsumgüter aus der kommunistischen Völkerfamilie (Bürsten aus der DDR: formschön und farbenfroh). Auch die Leipziger Messe, wo sich bekanntlich die Kapitalisten darum streiten, ob sie einen Platz im Keller oder in günstigerer Position erhalten, lädt zu einem Besuch ein.


Nachrichten aus aller Welt

Bei aller Selbstdarstellung vergißt die UZ nicht, daß der Arbeiter von einer Tageszeitung seine gewohnten Nachrichten wünscht. In der Frage „Bild oder UZ?“ (Nov. 1973) gibt sie selbst an, womit sie sich vergleichen und konkurrieren will, wobei ihr allerdings ihr Standpunkt in die Quere kommt, so daß sie zwar auf Morde nicht verzichtet, diese aber nur im Telegrammstil berichtet (ganz im Unterschied z. B. zu ihrer Schwester in Österreich, der „Volksstimme“, die unter Lokalem in ausführlicher Anteilnahme über den Mopedfahrer berichtet, der gegen das überstehende Lastwangenanhängerheck gefahren ist). Freilich möchte sie nicht auf Nachrichten aus Justiz und Staat verzichten, hält sie es doch auch für ihre Aufgabe, dem Staatsbürgerbewußtsein Genüge zu tun, wobei sich ihr Standpunkt dahingehend auswirkt, daß sie das prickelnde Niveau der Polizeiberichterstattung der Bildzeitung nicht erreicht. „Die bundesweite Fahndung nach dem aus dem Bezirkskrankenhaus Erlangen ausgebrochenen dreifachen Mörder Roland Purkhardt aus Fürth am Dienstag blieb ohne Erfolg.“ Was zweifellos für jeden arbeitenden Menschen zwischen Erlangen und Fürth nicht ohne Bedeutung ist (falls er sich zufällig vorstellen sollte). Ihr Interesse am Staat beweist sie, wenn sie die Reisepläne unseres Bundeskanzlers Schmidt registriert, der „Anfang Juni Österreich einen offiziellen Besuch abstatten“ wird.


Ein Roman zum Feierabend

Wenn in der UZ den Interessen der arbeitenden Menschen eine höhere Berechtigung zugesprochen und in ihnen die positive Grundlage des vom Revisionismus angestrebten „wirklich demokratischen“ Staates gesehen wird, dann folgt daraus der Zwang, sich nach besten Kräften für die Verwirklichung auch jener Interessen des kleinen Mannes einzusetzen, die er zum Zwecke der Erholung von der Arbeit und für die Arbeit verfolgt. Die UZ bietet sich für die Entspannung an; denn wie soll man sich richtig erholen, wenn man sich im Fernsehen nur über Löwenthal ärgern kann? Z. B.: „Die Brücke über den Rhein. Eine Erzählung nach der Wirklichkeit von Erasmus Schöfer“. Die Wirklichkeit ist der Kampf der Elsässer Bauern gegen ein Kernkraftwerk in Whyl. Wie das Thema signalisiert, handelt es sich nicht einfach um Literatur, sondern um Literatur mit politischer Absicht (dies ist eine Kunstrichtung mit dem Namen „sozialistischer Realismus“).

Gangsterromantik, Abenteuer und Menschliches fungiert als Transportmittel der Ideologie, die sich im politischen Teil als Standpunkt der arbeitenden Menschen an den Fakten des grauen Alltags bewährt. Also Fortsetzung des parteilichen Unterfangens, der Propaganda für einen illusionären demokratischen Kampf mit literarischen Mitteln.

Die Helden (Bauern aus der Umgebung von Whyl) erhalten jene Eigenschaften, an denen ein fortschrittlicher Mensch zu identifizieren ist. Die Wahrheit, um die es geht, ist der Einsatz für die eigenen „Rechte“ gegen den Staat, hier personifiziert in zwei Zöllnern („sie haben Angst vor unserem Recht“), deren schlechtes Gewissen als Beleg des staatlichen „Unrechts“ fungiert, welches darin besteht, daß die demokratischen Kämpfe der Bauern dadurch unterdrückt werden, daß ihnen beim Grenzwechsel dauernd die Pässe weggenommen werden:

„Was ist los, wo ist mein Paß?
Der Elsässer ließ sich von dem Zivilen zunicken. übersetzte Balz, daß er festgenommen sei. Balz brauchte keine Denkpause.
Fortsetzung folgt.“

Auch abseits des politischen Teils kann also die UZ die moralische Demonstration ihres Standpunkts nicht lassen und vermiest damit dem Leser die faden Freuden der gewöhnlichen Unterhaltung. Nicht einmal der Sport wird in Ruhe gelassen, bieten sich doch auch hier eine Menge Möglichkeiten, das eigene Weltbild zu propagieren. Die sozialistische „Körperkultur“, insbesondere der DDR-Sport (natürlich vor bildhaft) erfährt ihre Würdigung, zeigt sich doch der Vorzug dieses Systems an der Anzahl der Siege und Medaillen. Freilich verlangt ihnen der Wettkampf der Systeme manche Verrenkung ab, um das Interesse der Leser, die mit Beckenbauer, Kühnhackl und Co. fiebern, mit den penetranten Siegesserien der sozialistischen Staaten zu harmonieren. Wobei in der Friedensliebe, die sie zutage fördern, auch die Westberlin-Frage mittels eines politischen Saltos gelöst ist (vergleiche die auch von der UZ gewürdigte Funktion Erich Beers für das BRD-Team). Und weil der Sport ein Staatsgeschäft ist, läßt es sich auch die UZ nicht nehmen, den politischen Standpunkt eines Balltreters oder Faustkämpfers zu rezensieren. So bedauert man anläßlich des Erscheinens der Biographie des „Größten“, daß Ali – obzwar ein verdienter Moslem – eine „reformistische Haltung“ an den Tag legt, weil, wenn er gerade für Geld Leute verprügelt, das ganz schön weh tut.


Die Heilige Familie: Vati und das Baby – Familienfürsorge

Das Wochenende stellt die UZ vor eine neue Bewährungsprobe. Man muß sich der Familie widmen, innerhalb derer die arbeitenden Menschen sich von den Strapazen der Woche erholen wollen, ihre persönlichen Bedürfnisse zu befriedigen suchen. Da dies jedoch erfahrungsgemäß mit verschiedensten Schwierigkeiten verbunden ist, die zusätzlichen Ärger bereiten, bietet die UZ ihren Beistand an, wie man die anstehenden Probleme dynamisch bewältigen kann. Ein Blick in die Wochenendausgabe vom 27.2. genügt, um zu erkennen, daß Revisionisten á la DKP alles daran setzen, das Funktionieren der Familie sicherzustellen. Grundlage dieses Interesses ist auch hier, daß der arbeitende Mensch, dessen Standpunkt eingenommen wird, die Familie zu seiner Reproduktion braucht. Welcher Art die Sorgen sind, die man sich damit macht, spricht die „Erziehungsberaterin“ der UZ, Dr. Erna Scharnhorst, vergleichbar mit den Alexander Borells der Illustrierten, in der Manier aus, die zu solch widerlichem Geschäft gehört: Weil sie für die Familie agitiert, ist ihr ein Dorn im Auge, daß sich Papa zu wenig um ihr Harmonieren kümmert. Unter dem Titel „Auch Vati ist für's Baby da“ fordert sie im Stile bürgerlicher Familienpolitiker mehr Engagement in der Aufzucht der Kinder.

Zunächst an die Modernität (= Fortschrittlichkeit) der Männer appellierend („Niemand wundert sich heute mehr, wenn junge Väter das Baby ausfahren, den Säugling baden und wickeln, ihm das Fläschchen reichen ...“) zählt sie dann den mannigfaltigen Nutzen auf, der durch erhöhten Einsatz des Vaters in Erziehungsangelegenheiten herausspringt:

1. Der Papa erringt nur so die Liebe und Zuneigung seiner Kinder.
2. Das Familienleben wird ausgeglichener („Zu einer harmonischen Gemeinschaft gehört heute (!) einfach ...“), zumal
3. die Mutter „dann leichter Beruf, Familie, Betreuung und Erziehung der Kinder miteinander vereinbaren kann“ (was auch Frau Focke als das Problem unserer Zeit erkannt hat).
4. Der Vater als Ehemann profitiert davon („Die Klage manchen Ehemannes über die Abgespanntheit seiner Frau könnte so auf die natürlichste Weise (!) gegenstandslos werden.“).
5. Nutzen auch für das Kind.
6. Die Mutter braucht sich nicht mehr zu „beklagen, daß es ihrem Mann im Umgang mit ihnen (den Kindern) … fehlt“.

Mit solchen Gardinenpredigten an die Väter sichert sich die UZ ihren festen Platz in der Familie als unentbehrlicher Ratgeber. Denn sie kennt auch die kleinen Sorgen, denen sie mit diversen Tips und Rezepten abhilft: Küchenrezepte in der Spalte „Wenn Gäste kommen“ und „Kampf dem Kater“, damit der Familienfrieden nicht leidet, wenn der „Vati“ seinen Kummer im Wirtshaus ertränkt hat (das Postscriptum verrät auch die Ideallösung der UZ: „Aufhören!“. So lautet der wenig originelle und noch weniger hilfreiche Rat).


Wie die Not in eine Tugend verwandelt wird

Und da die UZ die Brutalität der Sorge um die Effektivierung von Proletarier-Freizeit und Familienleben für den Lebenskampf bis ins letzte auskostet und unermüdlich Ratschläge erteilt, wie der arbeitende Mensch aus seiner Privatsphäre mehr Zufriedenheit herausschinden kann, offeriert sie gleich auch noch Vorbilder, die die leider nicht hinwegzuleugnenden Beschränkungen eines Arbeiterdaseins zwar nicht beseitigt, wohl aber zu einer besonderen Quelle des Glücks gemacht haben.

Die UZ war zu Gast bei einer Arbeiterfamilie (den Hildebrandts) in Rostock. Anlaß: die Silberhochzeit. Natürlich handelt es sich um eine glückliche Familie, wie sich aus ihrer „erfolgreichen Bilanz“ ergibt. „Viele Sorgen“ zwar, aber die lösen Herr und Frau Hildebrandt dadurch, daß sie sie aufteilen („echtes Werftehepaar, das seine täglichen Sorgen besser teilen konnte“), so daß sich auch die gegenwärtig größte Sorge „Wo bringen wir nur die vielen Hochzeitsgäste unter?“ meistern läßt. Elli H.: („In der Familie ist Mutti unser verdienter Aktivist!“) „Wir werden auch das schaffen, wie wir alles zusammen gemeistert haben.“

Und so ständig gegen den inneren Schweinehund kämpfend, der einen zu einem weniger moralischen Leben verleiten will, weiß der DKPler auch, was er am Karneval – Fasching hat, in dem er seine triste DK Pier-Hülle zuhause zu lassen wähnt, wenn er sich in lüsternen Vorstellungen ergeht. „So wie an den .tollen Tagen* aus braven, ernsthaften Mädchen verführerische Vamps und aus schlacksigen Jünglingen Toreros oder Astronauten werden, sollte man auch im Alltag von Zeit zu Zeit die von Gewohnheit und Gleichgültigkeit geprägte Rolle verlassen“, um das menschliche Zusammenleben überhaupt erträglicher zu gestalten. Bonzen ausgeschlossen.


Uzetchen – Kinderlein kommet

Zur Familie gehören auch die Kinder und zu ihrer Eintracht deren Beschäftigung. Da die DKP sowohl an der Harmonie der Familie als auch an den Kindern interessiert ist. gibt es jeden Samstag eine Seite für die Kleinen. das UZETCHEN. Und wie jede bürgerliche Zeitung meint, im Umgang mit Kindern kindisch werden zu müssen, wartet auch die UZ mit blöden Witzen (..Es hängt an der Wand, macht Tick tack, und wenn die Uhr …“), lehrreichen „Stampfgeschichten“ („.Immer, wenn dir etwas nicht ganz geheuer vorkommt, stehst du auf und stampfst mit dem linken (!) Fuß auf“), pädagogischen Abenteuern und vielen Bildern auf.

Wenn das Kleinkind schon UZ-behütet aufwächst, gestaltet sich auch sein Übergang vom „Jungen Pionier“ zum DKPler zwanglos, ist doch auch für die schwierigen Pubertätsjahre durch die demokratischen Jugendorganisationen SDAJ und MSB und durch die entsprechende Seite in der ZU gesorgt, auf der deren Fortschrittlichkeit festgestellt und beschworen wird. Daß die fortschrittliche Jugend nicht auf der Straße lungern muß, beweisen die diversen Jugendfestivals, auf denen mit kalten Würstchen, warmem Bier und billiger Rockmusik für den Sozialismus geworben wird.

 

Ein rotes Feuilleton

Wie jede anständige Tageszeitung braucht die UZ ein Feuilleton. Die dafür zuständige Seite heißt „Marxistische Theorie und Geschichte“ und befaßt sich mit großen Gestalten und Ereignissen der Tradition, auf die die DKP sich beruft. Mit allen möglichen Geschichten und Geschichtsfälschungen macht man dem Leser Mut und verkündet ihm die tiefen historischen Wahrheiten, die schon die alten Größen vorgelebt und vorgedacht haben. So wird in der zitierten Wochenendausgabe an Franz Mehring der Aberwitz gerühmt:

„Er hatte erkannt, daß die humanistischen Ideale der Demokratie und des gesellschaftlichen Fortschritts nur noch von der Arbeiterklasse verwirklicht werden konnten.“

Was der historische Bilderbogen bis zum Überdruß belegt, bringt die „Marxistische Theorie“ auf den Begriff:

„So teuer kommt uns der Kapitalismus zu stehen.“

Hier werden die Ergebnisse ihrer kritischen Volkswirtschaftslehre volkstümlich präsentiert. Man beklagt sich darüber, daß die „Bundesrepublik – ein hochentwickeltes Land mit moderner Industrie und einem großen Potential an qualifizierten Arbeitern, Ingenieuren und Wissenschaftlern“ die vorhandenen Potenzen nicht ausschöpft. Man leistet sich den Zynismus, das kapitalistische System ob seiner Vergeudung, seiner mangelnden Effektivität zu verurteilen (in Zahlen: „Produktionsausfälle von einer Billion in den vergangenen zwanzig Jahren“) und sich auszumalen, welch gute Dinge mit dem Geld hätten finanziert werden können. Daraus folgt natürlich die Notwendigkeit des Sozialismus und als einziger Ausweg „in der BRD von heute“ der Kampf um höhere Löhne. „damit (!) die Massenkaufkraft erhöht und die Arbeitsplätze gesichert (!) werden.“ Um auch die letzten Zweifel zu zerstreuen, daß es sich hier um historischen Materialismus handelt, grenzt sich die UZ scharf von Erich von Däniken ab, der mit seinen Fabelwesen vom anderen Stern (die bisher nur einen Arbeitsplatz gesichert haben – und das muß auch einmal gesagt werden, MSZ-Kollektiv) darüber hinwegtäuschen will, daß auf unserem Planeten immer noch das Sein das Bewußtsein bestimmt.


Die Zeitung für den arbeitenden Menschen

„Die UZ ist die einzige Tageszeitung, die der Meinungsmanipulation der Herrschenden die Wahrheit der arbeitenden Menschen entgegensetzt.“ (24.8.73, UZ über UZ)

Die UZ präsentiert sich als eine Tageszeitung. die die Unentbehrlichkeit des Sozialismus an den Schwierigkeiten des Alltagslebens belegt. Während der bürgerliche Journalismus in seiner Wendung an den Staatsbürger daran arbeitet, diesen durch Information und Meinungen auf den bestehenden Staat zu verpflichten, indem er ihn mit seinen Sorgen vertraut macht und auch dort um Verständnis und Loyalität wirbt, wo er ihn zu kritisieren scheint, wendet sich die DKP mit der UZ an den Staatsbürger, der entweder Lohnempfänger oder Jugendlicher und deshalb dem eigenen Weltbild zufolge fortschrittlich ist, und agitiert diesen zum Einsatz für einen besseren Staat, weswegen sie sich als mieses Spiegelbild der bürgerlichen Presse präsentiert. Den CDU und SPD wühlenden Arbeitern legt sie dar, in welcher konkreten Gesellschaft man seine Interessen besser vertreten könnte und tritt als deren Protagonist hier auf, indem sie die Vorzüge der DDR farbenprächtig schildert und die DKP als einen Verein aufrechter Demokraten und sympathischer Charaktere vorführt. Die UZ ist somit ein Werbeblatt. Ihr Geschäft besteht darin, den Adressaten die richtige Einstellung zum Kampf für die „gemeinsamen demokratischen Interessen“ zu demonstrieren, wodurch sie zur Teilnahme am Beschreiten der revisionistischen Sackgasse ermuntert werden sollen. Diese tägliche moralische Veranstaltung ist freilich nur für die genießbar, die den Standpunkt der UZ bereits teilen. Zeitungen, die die spezifisch bornierte Weltschau einer besonderen Interessengemeinschaft verbraten, heißen normalerweise Vereinszeitungen. Nur ein DKP-Anhänger kann sich da informiert fühlen, wo sein eigener Quark beständig breitgetreten wird, und dabei Erholung finden, wenn alle Lebensbereiche wohltuend eintönig mit ihrem Standpunkt durchsäuert werden. Die stets zur Schau gestellte Zufriedenheit mit „unserer Zeit“ gehört dazu.

Proletkult

„Mich fasziniert die Kraft der arbeitenden Menschen.“

„Diesen proletarischen Menschen mit seiner Kraft, seiner Aufopferung will ich noch genauer darstellen ... Nicht das Unmenschliche ist das Typische, das Unnormale nicht das Normale. Deshalb muß das Unnormale weitgehend zugunsten des Normalen zurückgedrängt werden.“

„Wir … müssen auf dieser positiven Basis ein neues positives Menschenbild entwickeln, ein Bild vom arbeitenden Menschen, der auch innerlich Häuser baut, Dämme errichtet, Energie schafft.“

Von wem stammen diese markigen Sätze zur Verherrlichung des Proleten als Proleten?

Ernst Jünger, Der Arbeiter – Herrschaft und Gestalt,

Alfred Rosenberg, Der Mythos des 20. Jahrhunderts, oder von dem Stückeschreiber

Franz Xaver Kroetz, Mitglied der DKP, aus einem Interview in der Zeitung der DKP-Hochschulgruppe München „Kommunist“ (Jhg. 8, SS. 76, Nr. 1, S. 8).

Wer die richtige Lösung am Bücherstand des MSB Spartakus in der Mensa der Uni München abgibt, erhält eine Freikarte für eine Dichterlesung von F. X. Kroetz, auf der er aus seinem neuen Werk „Kommunismus und Blasmusik gehören für mich zusammen“ (vgl. „Unser München“ – DKP Stadtzeitung Nr. 1/1976) vortragen wird.

aus: MSZ 11 – Juni 1976

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